Kirche Garzau
Die Ersterwähnung des Dorfes Garzau finden wir in einer Bestätigung des Zinnaer Klosterbesitzes auf dem Barnim aus dem Jahre 1247. Darin wird Garzau als Ort an der Grenze zum Klosterbesitz aufgeführt.
Im 14./15. Jahrhundert befand sich das Dorf im Besitz der Familie von Wulkow. Deren Stammsitz war in dieser Zeit die Burg Breydin, deren Reste noch heute im Schlosspark von Trampe / Barnim zu sehen sind.
In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer Garzaus immer wieder. So gehörte das Dorf u.a. den Familien von Pfuel und von Röbel. Im 30-jährigen Krieg (1618-48) wurde das Dorf stark zerstört. Auf Veranlassung des Hofrates Johann Casper von Berger wurde der Ort ab 1723 wieder aufgebaut. Die Wetterfahne auf dem Kirchturm mit der Zahl 1724 und die Grabplatte für den Hofrat in der Kirche erinnern an diese Zeit. Der bekannteste Besitzer war der Kartograf Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau, der im Schlosspark die berühmte Pyramide bauen ließ. Das Kirchenpatronat, also die Verantwortung für den Bau und die Erhaltung der Kirche, lag bis zu dessen endgültige Aufhebung im Jahre 1946 bei den jeweiligen Besitzern.
Die Garzauer Kirche steht auf dem alten Dorfanger und war viele Jahrhunderte lang vom Friedhof umgeben. Sie wurde im 13. Jahrhundert aus regelmäßigen Feldsteinquadern gebaut. Bis heute ist der ursprüngliche Grundriss der Kirche erhalten: das rechteckige Schiff und der eingezogene, ebenfalls rechteckige, gerade geschlossene Chor. Aber im Laufe der Zeit gab es auch mancherlei bauliche Veränderungen. Beim Umrunden der Kirche kann man sie gut erkennen: die drei vermauerten Fenster auf der Ostseite, die veränderten Fenster auf der Nord- und Südseite an der Kirche, die vermauerte Spitzbogen-Pforte an der Südseite des Chores und die vermauerte Pforte an der Nordseite des Kirchenschiffes.
Ebenso ist gut sichtbar, dass die Wände des Chorraumes im oberen Teil aus Ziegelsteinen bestehen. Es ist gut denkbar, dass während des 30-jährigen Krieges und in der folgenden Zeit besonders der Chorraum zerstört wurde und zerfiel, und dann mit Ziegeln wieder aufgebaut wurde. Vielleicht lässt sich damit auch erklären, dass es zwischen dem Kirchenschiff und dem Chorraum keinen Triumphbogen gibt, denn das ist ungewöhnlich für so eine klar zweigeteilte Kirche.
Schade, dass es darüber keine schriftlichen Überlieferungen gibt, die uns weiterhelfen könnten? In der Kirche steht ein alter Taufstein aus eingefärbtem Kalkstein. Er stammt aus der Zeit Ende des 15. / Anfang des 16. Jahrhunderts. Etwa 200 Jahre jünger ist der geschnitzte und mit erdigen, leuchtenden Farben bemalte Kanzelaltar. Auf dem Kanzelkorb stehen Verse aus der Bibel, zum Beispiel „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“. (Johannes 3,16) Auf der Empore stand bis ca. 1945 eine Orgel vom Potsdamer Orgelbauer Carl Eduard Gesell aus dem Jahre 1884. Seit 1542 war die Kirche eine Tochterkirche von Werder, d.h. sie hatte keinen eigenen Pfarrer mehr, sondern wurde von dem Pfarrer von Werder mitbetreut.
Quellen:
ARCHIV der Kirchengemeinde Herzfelde-Rehfelde
FRISKE, Matthias, Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim, Berlin, 2001
KUNERT, Günter, Zisterzienserdörfer. Ein Beitrag zur Geschichte der Domäne Rüdersdorf, Jacobsdorf, 2008
HEIMANN, Heinz-Dieter/NEITMANN, Klaus/SCHICH, Winfried, Brandenburgisches Klosterbuch, Bd. 2, Berlin, 2010
SCHMID-RATHJEN, Claudia, Mark Brandenburg. Wie es damals war, München, 2010
FRISKE, Matthias, Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim, Berlin, 2001, S. 152/153
RICHTER, Karl, Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 4, Märkisch Oderland, Berlin, 2009, S. 329