Kirche Herzfelde
Die Herzfelder Kirche wurde um 1250 aus regelmäßigen Feldsteinquadern gebaut und zwar als sogenannter vollständiger Typ mit Turm. Das bedeutet, dass die halbrunde Apsis, der Chorraum, das Kirchenschiff und der Turm in einem Zuge gebaut wurden. Das kann man an den Außenmauern sehr gut erkennen. Die drei starken Stützpfeiler am Turm wurden offensichtlich erst später angebaut, denn ihr Mauerwerk ist deutlich unregelmäßiger. Vermutlich waren sie aus statischen Gründen nötig geworden.
Umrundet man die Kirche und schaut sich das Mauerwerk an, ist manches zu entdecken: so ist an der Südwand des Chores alter Fugennetzputz zu sehen. Ebenso ist gut sichtbar, dass im Laufe der Jahrhunderte immer mal wieder umgebaut wurde. An der Schiffsnordseite, an der Schiffssüdseite und an der Südwand des Chores sind vermauerte Pforten zu entdecken. Wahrscheinlich war die vordere dem Priester bzw. nach der Reformation dem Pfarrer vorbehalten, die Pforten im Kirchenschiff den Frauen bzw. den Männern. Die Tür im Turm ist eindeutig neueren Datums.
Die Art der Einfassung und der historisierende Stil weisen auf das 19. Jahrhundert hin. Möglicherweise wurde die Tür bei der Umgestaltung im Jahre 1846 eingebaut oder vergrößert – wie auch die Fenster und die Tür in der Apsis. Bis dahin hatte die Kirche noch die kleinen Fenster aus der Bauzeit, die allerdings wenig Licht hineinließen. Etwas Besonderes ist das Steinkreuz an der nördlichen Außenwand. Höchstwahrscheinlich ist es ein Sühnekreuz, das zur Sühne für einen getöteten Menschen errichtet werden musste. Um zu wissen, in welchem Jahrhundert dies geschah und wer das Opfer war, fehlen bisher leider schriftliche Belege.
Im Turmraum steht links neben der Tür eine große alte Grabplatte. Sie lag einst auf dem Grab von „Anna Maria gebohrne Kirschteinin und deren 1. Söhnlein Johann George“, die im Jahre 1696 starben. Der Text ist gut zu entziffern, nur schade, dass die Stelle, an der die Ursache des frühen Todes steht, unleserlich ist. Vielleicht können Sie die Lücke schließen: „Nachdem dieselbe den 31. Janua Morgens 3 Uhr dieses 1696ste jahrs nach neuntägiger Niederlage an den Ma??? in ihren Jesu seeligst verschieden“. Im Innenraum der Kirche gibt es erst auf den zweiten Blick Interessantes zu entdecken. Ein kostbarer Altar oder eine wertvolle Kanzel wie in anderen Kirchen unserer Kirchengemeinde fehlen. Die jetzigen Gegenstände stammen aus der Zeit Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts und sind sehr schlicht. Dafür steht in der Mitte des Chorraumes ein großer, schöner Taufstein – der größte in unseren Kirchen.
Er wurde einst aus Kalkstein gefertigt und mit einem korbschnittartigen Muster verziert. Über die ausgebrochenen Stellen und die Bohrlöcher am oberen Rande des Beckens wird erzählt, dass Soldaten der sowjetischen Armee 1945 den Taufstein mitnehmen wollten und dazu Vorrichtungen anbrachten. Weil der Stein aber zu schwer war, blieb er stehen. Diese Geschichte klingt spannend und interessant, entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Wahrscheinlich gab es, wie in anderen Kirchen zu sehen, auch an diesem Taufstein Metalldübel für einen Deckel, der möglicherweise tatsächlich mal in Kriegszeiten entwendet wurde. Seit der Sanierung ist an der linken Wand des Chorraumes eine ältere Malerei zu sehen. Als die Kirchenältestenloge abgebaut wurde, kam sie zum Vorschein. Vermutlich stammt sie aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, als auch der Triumphbogen vergrößert wurde.
Bereits im Jahre 1868 wurde durch den bekannten Berliner Orgelbauer Ferdinand Dinse eine Orgel eingebaut. In den letzten Kriegstagen 1945 wurde sie massiv zerstört. Nach mehreren kleineren und größeren Reparaturen konnte sie nach 1990 gründlich saniert werden. Am 2. November 1996 wurde sie in einem Dankgottesdienst wieder in Gebrauch genommen werden.
Quellen:
FRISKE, Matthias, Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim, Berlin, 2001, S. 183/184/185
HEIMANN, Heinz-Dieter/NEITMANN, Klaus/SCHICH, Winfried, Brandenburgisches Klosterbuch, Bd. 2, Berlin, 2010
KUNERT, Günter, Zisterzienserdörfer. Ein Beitrag zur Geschichte der Domäne Rüdersdorf, Jacobsdorf, 2008
LANDKREIS MÄRKISCH-ODERLAND, Jahrbuch 2006, S. 29f.
RICHTER, Karl, Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 4, Märkisch Oderland, Berlin, 2009, S. 150
VINKEN, Gerhard, Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, 2012, S. 474